ReferendariatSind Referendare aus … Zucker?Teil der Serie: Digitalität im Referendariat

Als Lehrerin (in the making) beschäftige ich mich ab und an mit TikTok. Dort finden sich immer wieder neue Trends mit dazugehörigen Sounds. Letztens ploppte bei mir ein Video mit dem Titel „These pandemic babies are built different“ auf. Diese Babys, die in der Pandemie geboren wurden, sind demnach augenscheinlich stärker, können schneller stehen und aufrecht sitzen als Nicht-Pandemie-Babys. Wissenschaftlich bewiesen ist das freilich nicht, es handelt sich schließlich immer noch um einen TikTok-Trend, aber der Titel hat mich doch zum Nachdenken angeregt: Wir Referendarinnen und Referendare können zwar auch stehen und halbwegs aufrecht sitzen, doch welchen Einfluss hat die Pandemie auf unsere Lehrerentwicklung? Sind wir (an) den pandemiebedingten Herausforderungen gewachsen?

Technikaffinität vorhanden? Nein? Da hast du Pech!

Schulische Digitalisierung könnte im Rahmen der universitären Ausbildung noch stärker in den Blick genommen werden.
© Frau Qasim

Neben den üblichen Herausforderungen des Referendariats und neuen Eindrücken habe ich sowohl im Seminarjahr als auch jetzt im Einsatz eine Sache ganz deutlich erlebt: Wir wurden überschüttet mit Online-Zugängen zu diversen Plattformen, schuleigenen Messengern, schuleigenen E-Mail-Accounts, Videokonferenztools, Videokonferenztools (Datenschutz-Edition) und vielem mehr. Dazu kommt noch die wöchentliche (natürlich digitale) Fachsitzung im Rahmen unserer Seminarausbildung. Dem Sog der Digitalisierung konnte sich niemand entziehen und das ist ja auch zu einem gewissen Grad gut so. Doch es war eben auch eine gewisse Panik spürbar, die uns Neulingen mit der Zeit bewusst wurde: Die Angst vor dem DISTANZUNTERRICHT (hier dramatische Musik).

Wenn die Pressekonferenz im Klassenzimmer läuft

Symbolbild: Panik
© Frau Qasim

Ich möchte nicht unehrlich sein: Als es mit dem Lernen zuhause im Dezember 2020 losging, war ich wahrscheinlich genauso erleichtert wie unsere Schülerinnen und Schüler. Das Infektionsgeschehen war beängstigend, die Folgen unabsehbar und die Ungewissheit des weiteren Verlaufs drückte auf die Stimmung an der Schule. Doch zu glauben, der Distanzunterricht sei weniger Aufwand (z. B. durch die Einsparung der Kopier- oder Fahrzeiten), war ein Irrtum: Die Unterrichtsvorbereitung war noch herausfordernder und der Unterricht zunächst schleppend aufgrund der Technik oder Motivationsproblemen auf Seiten der Schülerinnen und Schüler, die mal wieder einschliefen, während die Videokonferenz noch lief. Die Panik ist übergeschwappt. 

Während dieser ungewöhnlichen Zeit wurden wir weiter ausgebildet. So sehr, dass uns irgendwann gar nicht mehr aufgefallen ist, wie viele Qualifikationen wir eigentlich erlangt hatten. Sie kommen uns jetzt zu Gute und werden Jahrzehnte unseres Lehrerseins geprägt haben. Selbst wenn die aktuelle Situation (wieder) beunruhigend ist, sind wir jetzt vorbereitet: Wir können abwechslungsreichen und gehaltvollen Unterricht gewährleisten, in Präsenz wie auf die Distanz.

Entstehungsschritte eines Diamanten
© Frau QasimNur unter Druck entstehen Diamanten.

Die digitale Ausbildung von Referendarinnen und Referendaren ist an vielen Schulen schon vor der Pandemie ein Thema gewesen. Doch die aktuellen Jahrgänge haben einen Turboschalter eingelegt: Digitale Inhalte und Fortbildungsmöglichkeiten sind zahlreich, die Förderung von Endgeräten wurde vorangetrieben und so kommt der pädagogische Mehrwert endlich direkt bei den Schülerinnen und Schülern an. Insofern kann ich mit Stolz sagen:

Wir Referendarinnen und Referendare bestehen aus so einigen Dingen, aber sicherlich nicht aus Zucker!

Aylin Qasim

Aylin Qasim

Aylin Qasim unterrichtet Deutsch und Geschichte an einer Münchner Realschule und berichtet regelmäßig über ihre Eindrücke und Erfahrungen aus dem Lehrerinnenalltag.

Bildquellen: theaphotography, luismolinero, Natasa, MXW Photography, tiero, ii-graphics – stock.adobe.com

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