RückblickSieben Jahre Schülerzeitung – und was davon bleibt

Als Jugendlicher hat man oft andere Pläne, als sich nachmittags noch freiwillig in die Schule zu begeben. Aber schon bei meinem Schnuppertag sprang der Funke direkt über: Plötzlich war ich Teil unserer Schülerzeitungsredaktion.

Mein Name ist Frank und ich durfte die „SchillySchote“ sowie den „Verweis“ für insgesamt sieben Jahre, auch als Chefredakteur, begleiten. Die Schülerzeitungen der Schiller-Mittelschule und der Fachoberschule Augsburg sind über diese Jahre deutschlandweit mehrfach ausgezeichnet worden.

Viele Erfahrungen aus diesen Symbiosen talentierter Schreiberinnen und Schreiber sowie kreativer Köpfe nehme ich mit für meinen jetzigen Berufsalltag.

Schüler:innen beim Bayerischen Rundfunk
© Frank KoukouiDer Bayerische Rundfunk bietet u. a. Fortbildungsangebote für Schülerzeitungsredaktionen an – und auch Einblicke in die große Welt der Medien.

Einfach mal über den Tellerrand blicken

Für mich war die Schülerzeitung stets eine Möglichkeit, aktuelle Themen meines Interessensgebiets noch tiefer zu recherchieren. Anders als im regulären Deutschunterricht ließ mich die Arbeitsgemeinschaft einen Blick über vorgegebene Inhalte hinaus werfen. So beschäftigte ich mich mit einer neuen Form des Textens und fand mich in der Welt des journalistischen Schreibens wieder. Eine spannende Erfahrung, denn plötzlich konnte ich mich mit Themen auseinandersetzen, für die im Unterricht keine Zeit war und auf die ich alleine vielleicht nie gestoßen wäre.

Da sich um die Aufgabe der Layoutgestaltung nur selten jemand stritt, übernahm ich die auch gleich mit. Die Covergestaltung ist beim Layouten praktischerweise inklusive. Jedes Jahr musste also eine neue, innovative Idee her, wie wir unsere zunehmend digitalisierten Mitschülerinnen und Mitschüler für ein Printmedium begeistern. Unerlässlich dabei ist der Einsatz von Programmen für Layout oder Bildbearbeitung, mit denen ich mich also gleich vertraut machen konnte. Das würde mir auch später einmal zugutekommen.

Wie die Schülerzeitung ihre Redakteure fördert...

Jede Redakteurin/Jeder Redakteur fand anhand ihrer/seiner Stärken die beste Position innerhalb der Redaktion. Dadurch waren wir in der glücklichen Lage, sämtliche Schritte bis zur druckfrischen Schülerzeitung stemmen zu können.

Eindruck einer Siegerehrung
© Frank KoukouiBei Siegerehrungen kann man seine Zeitung einem noch größeren Publikum vorstellen und sich mit anderen Redaktionen austauschen.

Auch war es immer ein Abenteuer, für verschiedene Preisverleihungen quer durch Deutschland zu reisen. Spannende Veranstaltungen, auf denen Redaktionen aus allen Bundesländern über ihre Arbeit berichten. Zumeist unter prominenter Moderation. Mal im deutschen Bundesratsgebäude in Berlin, mal beim Bayerischen Rundfunk in München. Diese Preisverleihungen waren ein Geheimtipp. Die glücklichen Gewinner durften sich im Anschluss stets auf ein üppiges Buffet freuen. War das nicht genug, verprasste man einen Teil des Preisgeldes direkt noch in den großen Innenstädten.

... und auf später vorbereitet

Die Arbeit in der Redaktion war für mich auch richtungsweisend hinsichtlich meiner Berufsorientierung. Vor allem in Zeiten, in welchen die Abschlussprüfung am Ende des Schuljahres immer näher rückte und gleichzeitig ein Karrieregrundstein gelegt werden sollte. Die Berufsfindung war in dieser Phase keine leichte Aufgabe und vor allem keine einfache Entscheidung.

Schließlich entschied ich mich, ein mediales Studium zu beginnen. Dafür wechselte ich nach der mittleren Reife direkt auf die Fachoberschule, um mit dem Abitur abzuschließen.

Zu meinem Glück gab es auch dort eine Schülerzeitung: Ich kann rückblickend bestätigen, dass beide Schülerzeitungen die eigenständige Arbeit in einer Redaktion förderten sowie Einblicke in die Kreativbranche bereithielten. Besonders für diejenigen, die später mal „irgendwas mit Medien“ machen wollen, sehe ich hier eine praxisnahe Möglichkeit der Unterstützung bei der Berufsorientierung.

„Irgendwas mit Medien“?

Dieser berüchtigte Term, der den kreativen Medienberufswunsch vieler Jugendlicher gleichsam vage wie auch entschlossen wiedergibt. In der schier grenzenlosen Medienlandschaft ist es schwierig, erst einmal zu erfassen, welche beruflichen Möglichkeiten es überhaupt gibt.

Es hat sich für mich als sehr hilfreich herausgestellt, viele praktische Erfahrungen zu sammeln. Das funktionierte z. B. auch durch freiwillige Praktika, für die man sich in seiner Freizeit auch mal durch einige Firmen telefonieren muss. Engagement ist hier gefragt – anders gibt es vor allem für junge Leute kaum Möglichkeiten, einen Fuß in diese Tür zu bekommen.  

So schließt sich der Kreis heute

Frank Koukoui bei der Arbeit
© Frank KoukouiHeute darf ich mit kreativer Arbeit meinen Lebensunterhalt verdienen.

In meinem letzten Praktikum lernte ich meine jetzigen Kollegen kennen, mit denen ich nach dem Abitur kurzerhand eine Firma gründete. Aus „Irgendwas mit Medien“ wurde mit der Zeit etwas wie „Creative Director“ unserer Agentur. Aktuell erarbeite ich also Marketingstrategien für Unternehmen, die ihre Produkte möglichst effizient bewerben möchten. Vorwiegend auf sozialen Netzwerken, wo junge Leute hauptsächlich unterwegs sind. Mit Kamera, Crew und Equipment im Gepäck realisiere ich dann die planmäßige Umsetzung und sorge dafür, dass wir die jeweiligen Werbeziele auch erreichen.

Zwischen früher und heute gibt es noch einige Parallelen. Den Firmen, mit denen wir heute arbeiten, geht es häufig um Ziele wie Produktverkäufe oder etwa App-Downloads. Früher war es unser Ziel, unsere Mitschülerinnen und Mitschüler zum Kauf der Schülerzeitung zu bewegen.
Nach wie vor überlege ich mit meinem Team, für welche Themen und Inhalte sich potenzielle Kunden interessieren. Wie schaffen wir ein Bedürfnis nach dem Produkt? Und wie kann die Gestaltung des Produkts dieses Bedürfnis verstärken? Fragen, die mich häufig an die frühere Redaktionszeit erinnern. Heutzutage landen diese kreativen Aufgaben auf meinem Schreibtisch. Ich freue mich immer wieder, schon zu Schulzeiten in diese Denkweisen hineinversetzt worden zu sein. Die Mühe von damals hat sich also gleich mehrfach gelohnt. 

Schlussendlich bleiben Arbeitsgemeinschaften wie die Schülerzeitung in meinen Augen ein wichtiger Bestandteil des Schullebens. Ohne diese Angebote fehlt Schulen ein Baustein zur Förderung individueller Talente. Ein geschützter Bereich, um außergewöhnliche Ideen auszuprobieren, und die Möglichkeit, sich mit später alltäglichen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Diese lassen sich am besten meistern, wenn man sich mit ihnen schon früh (freiwillig) beschäftigt hat.

Bist auch du schon dabei?

Frank Koukoui

Frank Koukoui

Frank Koukoui ist seit jeher medienbegeistert. Nach dem Abitur gründete er eine Agentur für Online-Marketing und ist seitdem verantwortlich für alle kreativen Entscheidungen.

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