Staatliche SchulberatungMein Kind bekommt ein Handy – und jetzt?
„Mama, Papa, ich will endlich ein Handy – alle anderen Kinder haben auch schon eins!“
In Deutschland bekommen immer mehr Kinder schon sehr früh ein Handy – meist auch gleich ein Smartphone. Wer will schon ein Handy, das nicht internetfähig ist?
Der kleine Hochleistungscomputer wird längst nicht mehr nur zum Telefonieren benutzt und ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Für alle Kinder und Jugendliche ist das erste eigene Smartphone ein aufregender Meilenstein auf dem Weg zum Erwachsenwerden.
Ein Smartphone vernetzt einen mit Freundinnen und Freunden, hilft beim Navigieren, macht Fotos und Videos, weckt einen morgens auf, erfasst den Schlaf und Fitnesszustand, hilft bei den Hausaufgaben, sagt den Eltern, wo man gerade ist. Vor allem macht es auch einfach Spaß beim Zocken und Blödeln.
Allerdings liegen mittlerweile die Handy-Nutzungszeiten bei jedem vierten Jugendlichen im riskanten Bereich. Der Übergang zur Sucht ist fließend. Auch Erwachsene verbringen im Durchschnitt ein Viertel eines Jahres durchgehend vor dem kleinen Bildschirm. Wie können wir also unseren Kindern einen vernünftigen Umgang mit dem Smartphone beibringen und wie begleiten wir unser Kind sicher in die digitale Welt?
Klare Regeln vor der Übergabe
Bevor das Gerät überhaupt eingerichtet wird, sollten klare Regeln zur Nutzung vereinbart werden. Hierbei kann eine Art „Mediennutzungsvertrag“, der gemeinsam mit dem Kind erarbeitet wird, sehr sinnvoll sein.
- Bildschirmzeiten festlegen
Vereinbaren Sie altersgerechte Zeitfenster für die Nutzung (z. B. nach den Hausaufgaben, nicht nach 20 Uhr).
- Handyfreie Zonen
Bestimmen Sie Orte und Zeiten, an denen das Smartphone tabu ist (z. B. am Esstisch, im Schlafzimmer, während der Hausaufgaben, …).
- Kostenkontrolle
Besprechen Sie die Verantwortung für Datenvolumen und Kostenfallen. Deaktivieren Sie, wenn nötig, In-App-Käufe oder Abonnements.
Sicherheit und Datenschutz
Eltern sollten aktiv an der technischen Einrichtung des ersten Handys beteiligt sein, um die Sicherheit und Privatsphäre des Kindes zu gewährleisten.
- Passwörter und Sicherheit
Richten Sie gemeinsam sichere Passwörter ein und aktivieren Sie biometrische Sperren. Erklären Sie, warum das Teilen von Passwörtern tabu ist.
- Datenschutz-Einstellungen
Überprüfen Sie gemeinsam die Datenschutzeinstellungen von Apps (insbesondere Standortdienste, Mikrofon- und Kamerazugriff). Machen Sie deutlich, welche Daten das Gerät sammelt.
- Altersfreigaben und Kinderschutz-Software
Nutzen Sie die von den Betriebssystemen angebotenen Jugendschutzfunktionen, um den Zugriff auf unangemessene Inhalte zu beschränken (Bildschirmzeit bei Apple, Google Family Link, Microsoft Family Safety).
Digitale Kompetenz fördern
Das Smartphone bietet immense Chancen zur Bildung. Es liegt an uns, den Kindern zu helfen, es als nützliches Lern- und nicht nur als Unterhaltungswerkzeug zu nutzen.
Begleitung: Betrachten Sie das Smartphone als eine Art Führerschein. Der erste Schritt ist die Theorie (die Regeln und Gefahren), dann folgt die Praxis unter Aufsicht (gemeinsame Einrichtung des Smartphones, Kontrolle der ersten Kontakte und Apps) und erst später die selbstständige Nutzung.
Beschäftigen Sie sich mit den Gefahren, die durch die Nutzung eines Smartphones entstehen, auch wenn dies bedeutet, dass Sie sich selbst erstmal einarbeiten müssen. Es ist sicher nicht immer einfach, aber sprechen Sie über:
- Fake News
- Cybermobbing und respektvollen Umgang im Netz
- Gewalt und Pornografie im Internet
- Fotos (Sexting und Grooming)
- Ablenkung und Sucht
Nutzen Sie gegebenenfalls Internetseiten, die Ihnen dabei helfen. Ermutigen Sie Ihr Kind, sich Ihnen anzuvertrauen, wenn es online belästigt wird. Nehmen Sie Ihrem Kind als Strafe nicht das Handy weg – es wird sonst in Zukunft sicher nicht mehr zu Ihnen kommen.
Das Vorbild der Eltern
Kinder und Jugendliche lernen am meisten durch Vorbilder und Beobachtung. Ihr eigener Umgang mit dem Smartphone hat einen großen Einfluss darauf, wie Ihr Nachwuchs das Gerät nutzt.
- 1 Seien Sie präsent: Legen Sie Ihr eigenes Handy beiseite, wenn Sie mit Ihrem Kind sprechen oder Zeit miteinander verbringen.
- 2 Bleiben Sie im Dialog: Zeigen Sie echtes Interesse daran, was Ihr Kind online tut – welche Spiele es spielt, welche Plattformen es nutzt. Begleiten Sie es durch die digitale Welt, anstatt es nur zu kontrollieren. Vertrauen und offene Kommunikation sind der beste Schutz.
- 3 Halten auch Sie sich an die Regeln: Wenn Sie möchten, dass Ihr Kind nicht immer und ständig am Handy ist, dann leben Sie es ihm so vor. Legen auch Sie Ihr Handy nachts an den Ablageort zu Hause.
Nicht nur bei der Handy-Thematik tauchen schnell mal Frust und unangenehme Gefühle bei den Kindern und Jugendlichen auf. Damit zurechtzukommen ist eine wichtige Entwicklungsaufgabe. Seien Sie klar, aber bestimmt!
Das Smartphone ist ein wertvolles Werkzeug. Mit klaren Absprachen, technischer Voreinstellung und einer kontinuierlichen Begleitung wird der digitale Start zu einer bereichernden Erfahrung für die ganze Familie!

Peter Richter
Peter Richter ist Beratungslehrer an der Staatlichen Schulberatungsstelle für die Oberpfalz in Regensburg.