Staatliche SchulberatungHausaufgaben mit Rückenwind – so können Eltern begleiten

Hausaufgaben – ein ewiger Zankapfel in vielen Familien. Dabei steckt in ihnen das Potenzial, nicht nur den Lernstoff zu vertiefen, sondern auch wichtige Fähigkeiten wie Selbstständigkeit und Organisation zu fördern. Doch wie können Eltern unterstützen, ohne sich selbst und ihre Kinder unter Druck zu setzen? Dieser Beitrag zeigt, wie Sie mit der richtigen Mischung aus Struktur, Gelassenheit und Förderung Ihren Kindern den Weg zu erfolgreichen Hausaufgaben ebnen. Freuen Sie sich auf praktische Tipps, mit denen Sie Konflikte vermeiden und die Zusammenarbeit mit Ihrem Nachwuchs stärken können. Lesen lohnt sich – für ein entspannteres Miteinander!

Studien haben gezeigt, dass es einen deutlichen positiven Zusammenhang zwischen einer adäquaten elterlichen Hausaufgabenhilfe und den Schulleistungen des Kindes gibt. Häusliche Unterstützung ist vor allem zur Motivation der Kinder und Jugendlichen und für das Einrichten einer lernförderlichen Umgebung wichtig.

Vorsicht: Wenn Eltern bemerken, dass die Leistungen ihres Kindes sinken, mischen sie sich bei den Hausaufgaben mehr ein, was meist aber nicht zu besseren, sondern vor allem bei älteren Kindern zu eher schlechteren Ergebnissen führt. Es kann somit ein Teufelskreis entstehen, der sich längerfristig negativ auf die Eltern-Kind-Beziehung auswirken kann.
 

Dos & Don’ts bei der Hausaufgabenhilfe

✔️ Hilfe nur anbieten, wenn gefragt wird
✔️ Selbstständigkeit fördern
✔️ Ermutigen, dran zu bleiben
✔️ Klare Regeln vereinbaren
✔️ Fehler als Lernchancen sehen

❌ Bloßes Kontrollieren
❌ Übermäßige Einmischung – das senkt die Motivation

Praktische Ansatzpunkte für die Hausaufgabenhilfe

Setting: Ablenkungsfreie Zone schaffen

Nehmen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind Zeit, um herauszufinden, zu welcher Tageszeit es am konzentriertesten arbeiten kann und an welchem Ort es sich am wohlsten fühlt. Geben Sie ihm die Freiheit, den Lernort selbst zu wählen – so fördern Sie Eigenverantwortung und Motivation. Achten Sie darauf, dass alle benötigten Materialien griffbereit sind und sowohl äußere als auch innere Ablenkungen auf ein Minimum reduziert werden. Insbesondere sollte das Handy außerhalb des Sicht- und Wahrnehmungsbereichs aufbewahrt werden, um ungestörtes Lernen zu ermöglichen.

Zeitplanung: Lern- und Hausaufgabenpläne können helfen

Es kann hilfreich sein, die Lernzeit aufzuteilen und Ihrem Kind die Wahl zu lassen, wann es bestimmte Aufgaben erledigt – so bleibt die Motivation erhalten. Ein akustisches Startsignal, wie etwa ein motivierendes Lied, kann helfen, den Einstieg ins Lernen positiv zu gestalten.

Strukturieren Sie die Hausaufgabenzeit sinnvoll: Verschaffen Sie sich zunächst gemeinsam einen Überblick über alle Aufgaben, legen Sie eine sinnvolle Reihenfolge fest und setzen Sie klare zeitliche Rahmen – sowohl für einzelne Aufgaben als auch für die gesamte Lernzeit.

Achten Sie zudem darauf, dass zwischen dem Lernen und stark stimulierenden Aktivitäten wie Computerspielen oder dem Schauen von Filmen ein Abstand von mindestens 30 bis 45 Minuten eingehalten wird. So kann das Gehirn besser in den Lernmodus finden und die Konzentration wird deutlich verbessert.

Zeitplanung: Pausen

Es kann hilfreich sein, beim Lernen mit einem Timer – also einem sogenannten „Zeitwächter“ – zu arbeiten. Dabei geht es um klar begrenzte Phasen reiner Konzentrations- und Arbeitszeit. Beginnen Sie mit kurzen Einheiten und steigern Sie die Dauer schrittweise, je nach Fähigkeit und Tagesform Ihres Kindes.

Wichtig ist auch, rechtzeitig eine Konzentrationspause einzulegen – am besten noch bevor die Aufmerksamkeit merklich nachlässt. Die Konzentrationsspanne lässt sich durch regelmäßiges Üben allmählich verlängern. Als Faustregel gilt: Kinder können sich etwa so viele Minuten konzentrieren, wie sie Lebensjahre alt sind – maximal das Doppelte dieser Zeit.

Gute Pausen sind essenziell: Sie sollten aktiv gestaltet werden, zum Beispiel durch Bewegung, frische Luft, spielerische Abwechslung oder gemeinsames Lachen. Achten Sie jedoch darauf, dass Pausen nicht zu lang werden, um den Wiedereinstieg ins Arbeiten nicht zu erschweren. Bei kurzen Lerneinheiten von etwa 15 Minuten sind zwei bis höchstens fünf Minuten Pause meist ideal.

Ein festes Pausenritual – etwa ein fröhliches Lied, das die Dauer der Pause vorgibt, kombiniert mit einer kleinen Aktivität – kann helfen, Struktur und Motivation zu fördern. Auch das Trinken eines großen Glases Wasser und ein kleiner, gesunder Snack wie ein Apfel oder ein paar Nüsse unterstützen die Konzentrationsfähigkeit und das allgemeine Wohlbefinden.

Zeitplanung: Reihenfolge

Gestalten Sie die Lernreihenfolge so, dass Ihr Kind motiviert bleibt: Beginnen Sie mit angenehmen oder leichteren Aufgaben und arbeiten Sie sich schrittweise zu den schwierigeren oder weniger beliebten Themen vor. So entsteht ein sanfter Einstieg und der Lernprozess wird weniger belastend. Am Ende sollte immer eine angenehme Aufgabe stehen – das sorgt für ein positives Gefühl beim Abschluss und stärkt die Lernmotivation.

Auch die Reihenfolge innerhalb der Aufgabenbereiche ist wichtig: Lassen Sie Ihr Kind zuerst den Lernstoff nachbereiten, bevor es sich den dazugehörigen Hausaufgaben widmet. So wird das Verständnis gefestigt und das Arbeiten effizienter.

Vermeiden Sie es, sehr ähnliche Inhalte direkt hintereinander zu lernen – zum Beispiel Vokabeln aus verschiedenen Sprachen wie Englisch und Französisch. Hier besteht die Gefahr von Verwechslungen. Stattdessen sollte das Lernen klar getrennt erfolgen.

Ein weiterer Tipp: Bringen Sie Abwechslung in die Hausaufgabenroutine, indem Sie mündliche und schriftliche Aufgaben abwechseln. Das hält die Konzentration aufrecht und spricht unterschiedliche Lernkanäle an.

Hausaufgaben- und Lernplan als Orientierungs- und Strukturierungshilfe

Ein gut strukturierter Wochenplan kann dabei helfen, die Arbeitsbelastung gleichmäßig zu verteilen und eine langfristige Vorbereitung auf Klassenarbeiten und Prüfungen zu ermöglichen. Dabei sollte der Plan nicht als Kontrollinstrument oder starreres Korsett verstanden werden, sondern vielmehr als unterstützendes Hilfsmittel, das Orientierung und Sicherheit gibt.

Gerade jüngere Schülerinnen und Schüler profitieren davon, wenn die Eltern beim Erstellen des Wochenplans unterstützend zur Seite stehen – in der Rolle eines „Organisationsberaters“, der hilft, realistische Ziele zu setzen und Prioritäten zu erkennen.

Falls die Hausaufgabenzeiten regelmäßig ausufern, sollte in Absprache mit der Schule über eine sinnvolle Begrenzung nachgedacht werden. Eine Orientierung kann beispielsweise eine tägliche Arbeitszeit von etwa einer Stunde sein – je nach Jahrgangsstufe kann diese Zeitspanne auch etwas länger ausfallen. Ziel ist es, Überforderung zu vermeiden und Zeit für Erholung, Freizeit und Familie zu sichern.

Selbst- und/oder Fremdüberprüfung

​Bei der Lernkontrolle lohnt es sich, auf die sogenannte 45-Minuten-Regel zu achten: Erst nach etwa 45 Minuten sollte der Lernstoff überprüft werden, da so kurzfristige Erinnerungen aus dem Kurzzeitgedächtnis ausgefiltert werden – das zeigt, ob das Gelernte tatsächlich verstanden und behalten wurde.

Beim Abfragen von Vokabeln oder Hefteinträgen ist es sinnvoll, nicht einfach der Reihenfolge nach vorzugehen. Stattdessen sollte der Stoff durcheinander und abwechslungsreich abgefragt werden – so wird das Wissen flexibler verankert und das reine Auswendiglernen vermieden.

Zusätzlich ist es wichtig, das Arbeitstempo zu beobachten: Kann Ihr Kind die Aufgaben in etwa der Zeit erledigen, die im Unterricht normalerweise dafür vorgesehen ist? Wenn nicht, sollte gemeinsam nach Ursachen gesucht und gegebenenfalls mit der Schule Rücksprache gehalten werden. So lassen sich Überforderung oder unnötiger Druck vermeiden.

Atmosphäre: Ermöglichen positiver Lernerfahrungen

Ein zentrales Ziel beim Lernen sollte die Reduktion negativer Emotionen wie Angst, Wut oder Traurigkeit sowie das Vermeiden von Druck sein – sei es durch Zeitstress oder überhöhte Erwartungen. Dabei helfen klare Strukturen, ein wertschätzender Umgang und das bewusste Vermeiden ritualisierter Schuldzuweisungen zwischen Eltern und Kind. Solche Muster führen oft zu Frust auf beiden Seiten und belasten die Lernatmosphäre.

Achten Sie darauf, keine Aussagen zu treffen, die sich negativ auf das Selbstbild oder das Verhalten Ihres Kindes auswirken. Kritik sollte sich stets auf konkrete Verhaltensweisen beziehen – nicht auf die Persönlichkeit. Statt „Du bist faul“ ist es hilfreicher zu sagen: „Heute hast du weniger konzentriert gearbeitet.“

Fehler gehören zum Lernen dazu – vor allem bei neuem Stoff. Eine fehlertolerante Haltung, Geduld und Gelassenheit fördern nicht nur die Motivation, sondern auch die Entwicklung. Statt pauschalem Lob oder Tadel ist es wirkungsvoller, ein differenziertes, inhaltliches Feedback zu geben und Ihr Kind zu fragen, wie es sich beim Lernen oder Bearbeiten einer Aufgabe gefühlt hat.

Lassen Sie Ihr Kind möglichst viel selbst machen. Unterstützen Sie es dabei so, dass es seine Aufgaben eigenständig bewältigen kann. Führung und Begleitung sollten ohne Kontrolle und Einengung erfolgen. Zielvereinbarungen und konkrete Handlungsschritte helfen dabei, Orientierung zu geben, ohne die Verantwortung zu übernehmen.

Sollten Sie merken, dass die Belastung zu groß wird oder die Situation festgefahren scheint, ist es vollkommen in Ordnung, Verantwortung abzugeben und sich professionelle Unterstützung zu holen.

Fazit

Eltern sollten bei den Hausaufgaben vor allem eines tun: ermöglichen statt einmischen. Mit kluger, wohl dosierter Unterstützung können sie dazu beitragen, dass aus Hausaufgaben echte Erfolgsgeschichten werden. Dabei ist es wichtig, die Verantwortung beim Kind zu belassen. Kinder lernen am meisten, wenn sie selbstständig nach Lösungen suchen dürfen – so entwickeln sie Eigenverantwortung, Selbstvertrauen und langfristig auch schulischen Erfolg.

Sollten Hausaufgaben dauerhaft zur Belastung werden oder das Kind trotz aller Bemühungen überfordert wirken, kann es sinnvoll sein, die grundsätzliche Passung zwischen Kind und Schulart zu hinterfragen – im Sinne eines Lernumfelds, das bestmöglich zur individuellen Entwicklung beiträgt.

Judith Schumann

Judith Schumann

Frau Schumann hat langjährige Unterrichtserfahrung als Lehrerin für die Fächer Deutsch, Englisch und Sport am Ignaz-Taschner-Gymnasium in Dachau. Sie ist zentrale Beratungslehrkraft für Gymnasien an der Staatlichen Schulberatungsstelle für Oberbayern-West.

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