Staatliche SchulberatungKollegialität im Lehrerzimmer stärken: Teamwork statt Einzelkämpfer – wie wir voneinander profitieren

Warum Zusammenarbeit so wichtig ist:

Lehrkraft sein bedeutet heute weit mehr als nur zu unterrichten: Individuelle Lernwege begleiten, Eltern beraten, digitale Tools einsetzen, Team- und Projektarbeit gestalten sowie Förderpläne schreiben. Kein Wunder also, dass sich laut Deutschem Schulbarometer (2022) 92 Prozent der Lehrkräfte stark oder sehr stark belastet fühlen. 

Studien (u. a. Richter & Pant, 2016; Fussangel & Dizinger, 2014; Newman, 1994) zeigen aber auch: Wer im Kollegium kooperiert, fühlt sich weniger allein und findet eher konstruktive Lösungen für die vielfältigen Herausforderungen des Schulalltags. Teamarbeit ist also kein „Nice-to-have“, sondern ein Schlüsselfaktor für Entlastung, Innovation und Motivation. 

Was heißt eigentlich Kooperation?

Kooperation im Kollegium geht über ein freundliches „Wie war dein Wochenende?“ hinaus. Nach Baumann, Henrich & Studer (2012) ist erfolgreiche Zusammenarbeit durch Vertrauen, gemeinsame Ziele, klare Kommunikation, Autonomie und Reziprozität geprägt. Das heißt, Lehrkräfte können voneinander profitieren, indem sie gemeinsame Ziele verfolgen und sich dabei mit ihren jeweils eigenen Ideen und Stärken einbringen.

Newman (1994) beschreibt fünf zentrale Bausteine der Zusammenarbeit:

Grundlegend bedeutet das: Weg vom Einzelkämpfertum, hin zu geöffneten Türen, geteiltem Material mit dem Fokus auf den Schülerinnen und Schülern, Kolleginnen und Kollegen und sich selbst. Es ist es aber auch situations- und kollegiumsabhängig, welche „Form“ der Kooperation geeignet sein kann.

Formen der Kooperation

Nicht jedes Kollegium arbeitet gleich – und nicht jede Form passt in jede Situation. Gräsel et al. (2006) unterscheiden drei Modelle:

So kann Kooperation gelingen!

Oft scheitert gute Zusammenarbeit an der fehlenden Zeit oder an fehlenden Strukturen. Doch es gibt erprobte Wege, um Kooperation systematisch zu verankern:

Schulentwicklung fördern

Kooperation sollte man nicht dem Zufall überlassen, sondern durch klare Prozesse und Haltungen absichern, gemeinsam tragen und weiterentwickeln.

Teambuilding und Supervision nutzen

Vertrauen (als wichtige Grundlage für Kooperation) wächst, wenn man einander kennt. Moderation und Begleitung im Zuge einer Supervision können bei Konflikten helfen.

Fortbildungen einbinden

Kollegiale Hospitationen oder Workshops zu Teamteaching helfen dabei, aus der Theorie Praxis zu machen.

Räume gestalten

Arbeitsplätze im Lehrerzimmer fördern Präsenz und spontanen Austausch untereinander.

Zeitfenster schaffen

Gemeinsame Planungszeiten sollten fest verankert sein – auch nur wenige Minuten pro Stunde können aufs Jahr gerechnet schon sehr viel bewirken.

Effiziente Kurztreffen

Es lohnt sich, sich einmal wöchentlich für 20 Minuten fokussiert auszutauschen als endlose Sitzungen ohne Ergebnis zu führen.

Fazit: Gemeinsam gesünder arbeiten

Natürlich kostet Kooperation zunächst Energie – manchmal sogar mehr, als allein zu arbeiten. Doch Studien wie die von Fussangel & Dizinger (2014) zeigen: Intensive Zusammenarbeit wirkt langfristig entlastend und stärkt die Resilienz von Lehrkräften.

Im Kern geht es darum, den Blick von der Einzelkämpfermentalität hin zum „Wir schaffen das gemeinsam“ zu wenden. Denn eine Schule ist mehr als die Summe ihrer Lehrkräfte – sie ist ein Team.

Katja Plank

Katja Plank

Frau Plank ist zentrale Schulpsychologin für Grund- und Mittelschulen an der Staatlichen Schulberatungsstelle für Oberfranken.

Literatur:

Baumann, B., Henrich, C., & Studer, M. (2012). Unterrichtsbezogene Kooperation zwischen Regellehrpersonen und Lehrkräften schulischer Heilpädagogik (IF) und Aspekte guten Unterrichts: Kurzbericht. Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich.

Fussangel, K., & Dizinger, V. (2014). The challenge of change? The development of all-day schools and its implications for teacher stress. Journal for Educational Research Online, 6(3), 115–133.

Gräsel, C., Fußangel, K., & Pröbstel, C. (2006). Lehrkräfte zur Kooperation anregen – eine Aufgabe für Sisyphos? Zeitschrift für Pädagogik, 52(2), 205–219.

Heimlich, U., Kahlert, J., Lelgemann, R., & Fischer, E. (Hrsg.). (2016). Inklusives Schulsystem: Analysen, Befunde, Empfehlungen zum bayerischen Weg (Klinkhardt Forschung). Verlag Julius Klinkhardt.

Hollick, D., Grill, S., Neißl, M., Weber, C., Zwicker, T., & Helm, C. (2019). Lehrer/innenkooperation – Eine Be- oder Entlastung? Untersuchung von Kooperation im Lehrer/innenberuf an Allgemeinbildenden Pflichtschulen und berufsbildenden Schulen in Oberösterreich (JKU Bildungsbarometer #4). Johannes Kepler Universität Linz, School of Education.

Newmann, F. M. (1994). School-wide professional community. Issues in Restructuring Schools, (6), 1–19. Center on Organization and Restructuring of Schools, University of Wisconsin–Madison.

Richter, D., & Pant, H. A. (2016). Lehrerkooperation in Deutschland: Eine Studie zu kooperativen Arbeitsbeziehungen bei Lehrkräften der Sekundarstufe I (64 S.). Robert Bosch Stiftung.

Robert Bosch Stiftung. (2022). Lehrkräfte stehen unter enormem Druck: Lehrerumfrage Arbeitsbelastung. Schulbarometer. https://www.bosch-stiftung.de/de/schulbarometer/lehrerumfrage-arbeitsbelastung
 

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