Künstliche IntelligenzWenn KI die Klasse rockt: Sind Lehrkräfte nur noch Sidekicks im digitalen Bildungsabenteuer?

Wer arbeitet so spät durch Nacht und Wind,
es ist der Lehrer, vor Müdigkeit blind.
Er starrt auf den Laptop völlig daneben,
und hinterfragt, wie so oft schon, sein Leben.

Die KI flüstert: „Lehrer, komm, sei modern,
lass mich dir helfen, siehe zu und lern.
Ich bring' Wissen und Technik, glänzend und klar,
Deine Schüler werden staunen, wie wunderbar."

Der Lehrer horcht, das Herz ihm klopfend schwer,
Denn die KI verspricht Wissen, mehr und mehr.
Doch während diese in Codes und Daten schwelgt,
Ahnt der Lehrer nicht, dass vor allem sein Handeln zählt.

 

Die Zeiten der staubigen Kreide (die es sicherlich zu Zeiten des Erlkönigs gab) und überquellenden Lehrerordnern (die es leider immer noch gibt) könnten bald der Vergangenheit angehören. Künstliche Intelligenz bietet Lehrkräften die Möglichkeit, ihren Unterricht effizienter vorzubereiten. Von personalisierten Übungsblättern bis hin zu differenzierten Methoden – die KI wird zur kreativen Partnerin in der Vorbereitungsphase.

KI im Unterricht – ein Konzept, das für jubelnde Schülerinnen und Schüler und ratlose Lehrkräfte sorgt?

Ganz sicher nicht. Lehrkräfte und Schulen in Bayern sind relativ zügig auf den Zug aufgesprungen. Schnell wurden Fortbildungen und eSessions angeboten, die zur Aufklärung und Weiterbildung einen großen Teil beitrugen. Zum Einsatz von KI im Unterricht lässt sich mit Sicherheit ein ganzes Buch schreiben, deshalb lege ich in diesem Blogartikel den Fokus auf den KI-Einsatz für Lehrerinnen und Lehrer in Hinblick auf die Stundenvorbereitung.  

Befehle, Befehle, Befehle

Wie es der Zufall will, hat mein ehemaliger Seminarlehrer Kai Wörner von der Realschule am Europakanal rechtzeitig zum neuen Jahr mehrere gut besuchte eSessions zum Thema Prompting angeboten, an denen ich natürlich fleißig teilgenommen habe. Deswegen geht an dieser Stelle ein großer Dank an ihn für die Inspiration und Möglichkeit zur Weiterbildung (SMF = Supporting Mentor forever). Am Ende meines Beitrags findet ihr passend dazu eine Präsentation zu den „Grundlagen des Prompting“ von Kai Wörner zum Download. 

Was ist Prompting?

Um es kurz zu halten:

Unter „Prompting“" versteht man eine Aufforderung oder eine Anfrage. In der Informatik und im Kontext von KI bedeutet „Prompten", dem Computer oder einer Software eine spezifische Anweisung zu geben oder Frage zu stellen. Es ist eine Möglichkeit, mit einem Programm zu interagieren. Indem man dem Programm klare Informationen gibt, kann es eine bestimmte Aufgabe erledigen.

Und ja, diese Definition hat mir eine KI ausgespuckt. Faszinierend, oder?

ABER: Prompten ist nicht gleich Prompten. Die eingegebene Aufforderung kann dazu führen, dass das Ergebnis nicht zufriedenstellend ist. Ich habe deshalb drei Beispiele aus dem Unterricht für ein „schlechtes“ und „gutes“ Prompting aufgeführt. Die Beispiele dürfen gerne mithilfe einer beliebigen KI-Software verglichen werden.

Wie prompte ich richtig?

Tabelle mit drei Beispielen für gutes und schlechtes Prompting für die Fächer Deutsch und Geschichte
Beispiele für gutes und schlechtes Prompting aus dem Deutsch- und Geschichtsunterricht

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Künstliche Intelligenz für die Unterrichtsvorbereitung einzusetzen. KI erstellt ganze Stundensequenzen, Stundenverlaufschemas, Präsentationen, Arbeitsblätter mit unterschiedlichen Methoden, Tafelbilder, Wortwolken, Dialoge, Tagebucheinträge, pragmatische und literarische Texte, fiktive Interviews usw.

KI verändert das Lernen und Lehren!

Als eine Optimistin werde ich dieses Mal nicht auf die Herausforderungen eingehen. Meiner Meinung nach (und das darf ich, weil das hier ein Blogbeitrag ist) sehe ich mehr Vor- als Nachteile in künstlicher Intelligenz für die Unterrichtsvorbereitung. Klar kann man die ausgespuckten Ergebnisse meist nicht ohne Änderungen übernehmen, aber zur Inspiration reicht es allemal. Ich empfehle außerdem, Fortbildungen und eSessions zum Thema zu besuchen, da es viele Kolleginnen und Kollegen gibt, die sich mit dem Thema KI sehr intensiv befassen und ihr Wissen gerne mit anderen Lehrkräften teilen.

Apropos Kollegen, die sich mit dem Thema auskennen: Zum folgenden Interview hat sich der bereits oben genannte Kai Wörner freundlicherweise bereit erklärt:

Viele sehen den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei Schülerinnen und Schülern (z. B. in Hinblick auf die Erledigung von Hausaufgaben) kritisch. Könnte KI die Schülerschaft fauler machen, auf lange Sicht sogar verdummen lassen?

Kai Wörner: Die Gefahr besteht vor allem dann, wenn man das Phänomen KI seitens der Schule nicht thematisiert oder gar ignoriert. Die Schule kann und wird auch niemanden davon abhalten, dass privat diese Tools genutzt werden, um z. B. Hausaufgaben zu machen. Viele Schülerinnen und Schüler werden aber sehr schnell dabei merken, dass es gar nicht so einfach ist, die „Ergebnisse“ der KI zu überprüfen bzw. zu nutzen oder sich zu eigen zu machen. Und da beginnt es dann auch für uns als Lehrkräfte spannend zu werden. Beim Nutzen von KI werden nämlich automatisch auch eine hohe Lese- oder „Formulierungskompetenz“ benötigt. Wenn man so will, liegt im KI-Einsatz auch die Chance die oft zitierten Basiskompetenzen, gerade nach der erneuten PISA-Diskussion, zeitgemäß zu fördern. Man könnte auch noch viele andere Aspekte nennen, warum der Einsatz von KI im Unterricht angebracht ist. Als einen Punkt, der mir besonders am Herzen liegt, nenne ich die Bildungsgerechtigkeit. Ich möchte allen Schülerinnen und Schüler ermöglichen, Einblicke in das Arbeiten mit KI zu erhalten. Denn in der Berufswelt ist KI schon nicht mehr wegzudenken und der Umgang wird immer wichtiger werden – da muss man gar nicht zu sehr in die Glaskugel schauen. 

Verändert KI die Rolle der Lehrkraft im Klassenzimmer? Wenn ja, wie?

Kai Wörner: Eine sehr interessante Frage, die man sicher noch nicht vollends zufriedenstellend beantworten kann. Gerade im Fach Deutsch stelle ich fest, dass es schon KI-Tools, wie z. B. fiete.ai, gibt, mit denen die Schülerinnen und Schüler ihre selbstgeschriebenen Texte beurteilen lassen können. Die KI gibt also das Feedback, das sonst eine Lehrkraft nach einer oder zwei Wochen Korrekturzeit geben kann. Zudem werden die Schülerinnen und Schüler dann gleich aufgefordert ihre Texte mithilfe der Tipps zu überarbeiten. Für die Lehrkraft selbst bleibt dann mehr Zeit für individuelle Beratung. Fairerweise muss man aber auch zugeben, dass es sicher immer wichtiger werden wird, den Lernprozess zu evaluieren. Denn im KI-Zeitalter wird das reine Lernprodukt, da es ja ggf. automatisiert erstellt werden kann, an Bedeutung verlieren. Ein gehäuftes Zurückgreifen auf mündliche Prüfungsformate könnte daher eine weitere Veränderung sein. Aber abgeschafft werden wir als Lehrkraft sicher nicht – da bin ich sehr optimistisch. :)

Wie stellen Sie sich den idealen Einsatz von KI im Bildungsbereich in den nächsten 10 Jahren vor?

Kai Wörner: Idealtypisch könnte ich mir Folgendes vorstellen: KI-Tools erledigen viele Standard- und Verwaltungsaufgaben einer Lehrkraft, wie z. B. auch Elternbriefe, Reisekostenabrechnungen oder vielleicht sogar Zeugnisbemerkungen. Darüber hinaus haben alle Schülerinnen und Schüler Zugang zu qualitativ hochwertigen KI-Anwendungen und können durch gutes Prompting (was mittlerweile im Lehrplan als eine Art Leitziel verankert ist) in vielen Settings davon profitieren. Und last not least: Mit KI-Unterstützung schaffen wir es, den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen. Ich kann jedem nur empfehlen: Werdet Lehrkraft in Bayern! Hier tut sich was und nie konnte man die Zukunft der Bildung so mitgestalten wie in diesen Tagen!
 

Dem bleibt von meiner Seite nichts hinzuzufügen. Es bleibt spannend!

Aylin Qasim

Aylin Qasim

Aylin Qasim unterrichtet Deutsch und Geschichte an einer Münchner Realschule und berichtet regelmäßig über ihre Eindrücke und Erfahrungen aus dem Lehrerinnenalltag.

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