QuereinstiegVom Labor direkt ins Klassenzimmer – mein Quereinstieg ins berufliche Lehramt

Wenn man mir vor zehn Jahren gesagt hätte, dass ich mal als Lehrerin arbeite und darin meinen absoluten Traumberuf finden würde, hätte ich dieser Person bestimmt den Vogel gezeigt. Tja, jetzt sitze ich hier und schreibe einen Blogbeitrag über den Quereinstieg ins Lehramt. 

Bild: Man sieht eine blonde junge Frau
© StMUK

Ich bin Stefanie, 28 Jahre alt und Lehrerin an einer beruflichen Schule. Nach meinem Abitur habe ich mich für ein Studium der molekularen Medizin entschieden und dieses auch mit einem Masterabschluss erfolgreich beendet. Ich habe mich während meiner Masterarbeit auf die Immuntherapie bei Krebserkrankungen spezialisiert und hatte immer viel Spaß an der Arbeit im Labor. Zusätzlich zur Forschung oder der Pharmaindustrie als potenzielle Arbeitgeber, konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt auch bereits vorstellen, im Bereich der Lehre an der Universität tätig zu sein. Allerdings sind zugegebenermaßen die Rahmenbedingungen in der universitären Forschung und Lehre (wie zum Beispiel befristete Verträge und die Abhängigkeit von Forschungsgeldern) mitunter schwierig. Gleichzeitig war ich am überlegen, ob ich promovieren wollen würde oder nicht.

Dann bin ich auf die Möglichkeit des Quereinstiegs ins Lehramt an beruflichen Schulen aufmerksam geworden. Auch wenn es keine leichte Entscheidung war, habe ich mich letztendlich entschieden, einen neuen Weg einzuschlagen und den Quereinstieg ins Lehramt zu wagen.

Das Referendariat 

Bevor ich als Lehrerin loslegen konnte, musste ich (wie alle Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger) das Referendariat absolvieren. Ich möchte hier niemanden etwas vormachen, die beiden Jahre waren sehr herausfordernd, da ich das gleiche Referendariat wie alle anderen Lehramtsstudierenden schaffen musste, ohne im Studium explizit darauf vorbereitet worden zu sein. Eine große Stütze in dieser Zeit waren meine Seminarlehrerin, das Kollegium vor Ort und vor allem meine Mitreferendarinnen und -referendare. Wir hatten eine tolle Gemeinschaft und haben uns gegenseitig unterstützt, wo es nur ging. Es waren zwei anstrengende, aber auch sehr lehrreiche Jahre. 

Voll im Lehrerberuf angekommen

Nach dem Referendariat bin ich jetzt bereits in meinem zweiten Schuljahr und unterrichte an der Beruflichen Oberschule in Amberg Gesundheitswissenschaften und als Nebenfach Kommunikation und Interaktion. Zusätzlich betreue ich auch die fachpraktische Ausbildung der Schülerinnen und Schüler im Fachbereich Gesundheit. Dabei ist vor allem die Zusammenarbeit mit externen Praktikumsstellen, wie. z. B. Kliniken oder Arztpraxen, eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit. Ich würde behaupten, dass ich inzwischen voll im Lehrerberuf angekommen bin. Sowohl das Kollegium als auch die Schulleitung hat mich sehr herzlich aufgenommen und unterstützt mich, wo immer es geht. Ich glaube tatsächlich auch, dass man mir inzwischen nicht mehr wirklich anmerkt, dass ich über den Quereinstieg zum Lehramt gekommen bin.

Wenn ihr euch jetzt fragt, ob der Quereinstieg vielleicht auch etwas für euch wäre – hier meine Top 5, wieso der Quereinstieg ins Lehramt auch für dich eine gute Idee sein könnte:

Gestaltungsspielraum

Klar hast du Vorgaben seitens des Lehrplans, der Fachbetreuung oder der Schulleitung. Was deine Unterrichtsstunden angeht, hast du aber viel eigenen Gestaltungsspielraum und kannst dir diese in deinem eigenen Stil erstellen, ohne dass dir jemand in jede kleine Entscheidung reinredet. Zudem kannst du selbst entscheiden, wann du deine Arbeit erledigst. Du willst dich am Nachmittag mit Freunden treffen? Kein Problem, dann bereitest du deinen Unterricht stattdessen am Abend vor. 

Wegweiser sein

Neben der Aufgabe Wissen zu vermitteln, macht es mir besonders viel Freude, die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler zu begleiten. Diese kommen oftmals auch mit privaten und außerschulischen Problemen auf mich zu und ich freue mich immer, wenn ich auch dort helfen kann. Besonders schön ist es zu sehen, wie sich die Schülerinnen und Schüler über die Jahre hinweg entwickeln. Bei der Abiturverabschiedung ist man dann schon ein bisschen stolz, einen kleinen Teil zu deren Entwicklung beigetragen zu haben.

Planbarkeit …

In der Forschung muss man sehr flexibel sein, Zellen oder laufende Experimente nehmen keine Rücksicht auf deinen Feierabend. Klar kommt auch im Schulalltag mal kurzfristig etwas dazwischen, aber in der Regel habe ich meinen festen Stundenplan und kann mich darauf verlassen. 

… und Abwechslung

Auch wenn mein Stundenplan jede Woche gleich ist, wird es nie langweilig. Unterschiedliche Themen, Exkursionen, Projekte und der Umgang mit den Schülerinnen und Schülern sorgen immer für viel Abwechslung.

Sicherheit

In der Forschung ist man oftmals von Forschungsgeldern abhängig und an Universitäten sind befristete Arbeitsverträge immer noch die Regel. Diese Dynamik mag am Anfang sehr spannend sein, wenn man aber langfristige Entscheidungen treffen und sein Leben planen möchte, ist die Sicherheit, die der Freistaat als Arbeitgeber bietet, meiner Meinung nach viel wert.

Ich muss zugeben, dass auf Partys der Satz „Ich bin Molekularmedizinerin und arbeite in der Krebsforschung” schon etwas aufregender klingt, als zu sagen, dass man Lehrerin ist – aber abgesehen davon, habe ich meinen Wechsel in das Lehramt nicht bereut. Ich kann jedem nur empfehlen, diesen Weg zu gehen.

Stefanie Fink

Stefanie Fink

Stefanie Fink unterrichtet an der Beruflichen Oberschule in Amberg Gesundheitswissenschaften sowie Kommunikation und Interaktion. Sie ist über den Quereinstieg in den Beruf der Lehrkraft gewechselt.

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