MedienkompetenzSicher im Netz. Wer kann was dazu beitragen?

Symbolbild zur Internet-Sicherheit
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Heutzutage wird es immer schwieriger, sich sicher im Internet zu bewegen. Durch die Popularität und die schier grenzenlosen Möglichkeiten rund um das World Wide Web haben sich auch viele Gefahren aufgetan, die selbst für Erwachsene und auch Experten oft nur schwer zu entdecken sind. Gleichzeitig entwickelt sich dadurch aber auch eine völlig neue Berufs- und Lebenswelt so dass es notwendig geworden ist, die Schülerinnen und Schüler von heute auf diese Welt frühzeitig vorzubereiten. In diesem Artikel möchte ich ein paar Tipps geben, wie man sich sicher im Internet verhält und seine Daten schützen sollte.

1. Antiviren-Software und sichere Apps aus dem Store

Euer PC ist sehr langsam geworden oder irgendwelche unbekannten Programme schicken auf dem Smartphone ständig komische Push-Benachrichtigungen? Leider gibt es immer mehr so genannte Malware sowohl auf Smartphones als auch am PC. Dies passiert häufig, wenn man auf der Suche nach kostenloser Software ist. Neben dem gesuchten Programm werden auch weitere Programme installiert, die dann andere Funktionen (Werbung, Daten vom PC abrufen, …) übernehmen. Da hilft es, bei der Installation genau zu lesen und nicht einfach schnell zu klicken. Oder man installiert eine Antivirensoftware, welche die Installation solcher Malware erkennt und verhindert. Auch am Smartphone sollte man aufpassen, was man installiert. Vor allem wenn man in Mails (auch wenn der Absender vertraut klingt – genau hinsehen) oder Messenger-Nachrichten von Unbekannten aufgefordert wird, auf Links zu klicken, kann man sich dadurch schnell eine Schadsoftware herunterladen.

Daher: genau lesen, was man installiert, verdächtige Links nicht anklicken und auch auf die Bewertungen von Programmen/Apps achten. Hier gibt es weitere Tipps gegen mobile Malware.

2. Ein wirklich gutes Passwort – MERKEN!

Sehr oft muss man im Internet einen Benutzernamen und ein Passwort angeben. Oft verwendet man überall ein Passwort, um es sich besser merken zu können. Leider kommt das Hackern zugute, vor allem wenn das Passwort aus Kombinationen aus Geburtsdatum/Name/Vorname/… besteht. Was uns das Leben erleichtert, macht es in dem Fall auch dem Hacker leichter. Ist das E-Mail-Passwort gehackt, können Betrüger auch Passwörter auf anderen Plattformen zurücksetzen lassen.

Daher ist es wichtig, sich einmal Zeit zu nehmen und sich ein sicheres Passwort zu überlegen. Die Verbraucherzentrale rät: „Sichere Passwörter sollten mindestens 8 Zeichen lang sein, aus Groß- und Kleinbuchstaben sowie Sonderzeichen bestehen und in keinem Wörterbuch zu finden sein oder mit Ihnen in Verbindung stehen.“ Jedes Portal sollte außerdem ein anderes Passwort bekommen.

Ich habe mir z.B. ein Passwort kreiert, dass ich mir gut merken kann und an bestimmten Stellen im Passwort habe ich die Buchstaben der Plattform integriert, so dass ich es mir leichter merken kann. Ich hatte mir dafür einen Nachmittag genommen, um alle Passwörter dahingehend zu ändern und fühle mich heute deutlich sicherer. Für besonders sensible Plattformen wie Online-Banking sollte man sich auch eine 2-Wege-Authentifizierung überlegen. Man kann sich dann nur auf dem Portal einloggen, wenn man z.B. an einem zweiten Gerät zusätzlich zum Login bestätigt, dass man es selbst ist. Mehr zu sicheren Passwörtern findet man z.B. hier: Starke Passwörter – so geht's | Verbraucherzentrale.de

3. Schutz der Privatsphäre – Was gebe ich von mir (und anderen) preis?

Täglich sind wir mit unseren Freunden digital im Austausch. Sei es über Chats, Online-Spiele, Mails, … Es ist so leicht geworden, Bilder und Videos an Bekannte zu schicken oder Beiträge und Status mit der ganzen Welt zu teilen. Dabei vergisst man häufig, dass für diese Art der Kommunikation Server notwendig sind.  Das heißt: Eine Nachricht wird nicht direkt an einen Freund verschickt, sondern alles, was wir ins Internet eingeben, wird zuerst an den entsprechenden Computer dazwischen (Server) geschickt. Erst von dort aus geht es dann weiter zum Empfänger. Jeder FaceTime-Call, jeder Snap, jede private Nachricht wird also zunächst von einem Server verarbeitet und vielleicht auch dort gespeichert. Daher ist alles, was wir im Internet tun, selten wirklich privat und vielleicht auch nach vielen Jahren noch auffindbar. Daher sollte man sich genau überlegen, welche Daten man von sich preisgeben möchte, auch wenn der Empfänger ein guter Freund ist. Leichtfertig werden auf Plattformen oft Namen, Adressen, Telefonnummern oder private Fotos veröffentlicht. Dies kann im schlimmsten Fall sexuelle Belästigung oder Cyber-Mobbing zur Folge haben.

Sich im Internet darzustellen ist nicht verwerflich. Kinder und Jugendliche sollten sich aber genau überlegen, was sie von sich preisgeben. Auch Erziehungsberechtigte sollten sich überlegen, welche Daten sie von ihren eigenen Kindern ins Netz stellen. Sehr oft sehe ich in meinem Freundeskreis Status-Bilder von Kindern, auf denen Gesichter und manchmal auch Namen und Adressen zu erkennen sind. Die Kinder gehören dahingehend besonders geschützt und wir als Erwachsene sollten deren Recht auf Selbstbestimmung nicht in Sozialen Medien außer Kraft setzen. Hier noch ein paar weitere Infos: Sharenting (Kinderbilder im Netz) – die wichtigsten Informationen im Überblick | Internet-ABC

4. Sichere Mediennutzung gemeinsam besprechen, regeln und einüben

Wie man seine Kinder noch im Netz schützen kann? Indem man selbst ein gutes Vorbild ist und gemeinsam mit ihnen lernt und reflektiert, sich sicher im Internet zu bewegen. Einem 10-jährigen Kind ein Smartphone mit all seinen Möglichkeiten unreflektiert zur Verfügung zu stellen, könnte massive negative Auswirkungen haben. Hilfreich ist es in diesem Zusammenhang, zusammen Regeln aufzustellen. Gemeinsam findet man bessere Lösungen, als wenn man pauschal verbietet. Aber nur weil alle anderen etwas dürfen, heißt das nicht, dass ich es als Vater oder Mutter auch erlauben muss. Erziehung bedeutet in diesem Fall auch, sich mit dieser Welt selbst auseinanderzusetzen, um gemeinsam mit dem Kind Neues auszuprobieren oder um gemeinsam festzustellen, dass manche Dinge zurecht eine Altersbeschränkung haben. Als Lehrer mache ich leider sehr oft die Erfahrung, dass Kinder freien Zugang auf alles im Internet haben, kann aber nichts dagegen tun, weil es Privat- und Erziehungssache ist. Jede Familie sollte sich dringend mit dieser Thematik auseinandersetzen.

Darüber hinaus gibt es für Eltern großartige Möglichkeiten, die Geräte der eigenen Kinder zu schützen. Mit Family Link von Google für Android-Geräte und „Bildschirmzeit“ unter den Einstellungen im iOS-Betriebssystem (Apple) kann man z.B. einstellen, dass Geräte kindgerechte Inhalte ausspielen. Mit der Eingabe des Alters kann so auch ein „Mitwachsen“ der Einstellungen ermöglicht werden. Bestimmte Seiten im Netz bzw. Apps, die erst ab einem bestimmten Alter erlaubt sind, können so eingeschränkt werden. 

Weitere Informationen gibt es hier:

Jugendschutz-App Google Family Link: Was Eltern wissen müssen – SCHAU HIN! (schau-hin.info)

Bildschirmzeiten für Kinder vereinbaren: Welche Medienzeiten sind normal und wann ist es Mediensucht? – SCHAU HIN! (schau-hin.info)

Sicherheitseinstellungen für iPhone und iPad – SCHAU HIN! (schau-hin.info)

5. Quellen und Angebote richtig beurteilen

Das Internet ist für die Schule ein wichtiger Bestandteil bei der Informationsbeschaffung geworden. Auch bei den Hausaufgaben sind Plattformen wie YouTube oder Suchmaschinen wie Google, Bing usw. hilfreiche Unterstützer. Aber nur weil etwas im Internet steht, muss das noch nicht richtig sein. Grundsätzlich kann jeder etwas ins Internet stellen, ohne dass es von jemandem überprüft wird. Daher findet man im Netz und vor allem auf den Social-Media-Plattformen zahlreiche Fehler und FakeNews. Es wird immer schwieriger für uns, richtige Antworten auf unsere Fragen zu bekommen. Manchmal glauben wir auch Aussagen, die auf den ersten Blick logisch erscheinen und geben diese direkt an andere weiter. Selbst für Profis ist es manchmal schwer, die richtigen von den falschen Informationen zu trennen.  

Deshalb gilt: erst kritisch hinterfragen, dann verwenden oder weiterleiten (bei Zweifeln nicht weiterleiten). Zum Beispiel sollte man prüfen, ob der Autor oder der Absender der Nachricht vertrauenswürdig ist (verifizierte Accounts mit blauem Haken, zuverlässige Quellen wie öffentlich-rechtliche Medien, …). Und man sollte Quellen vergleichen, indem man die Information auch an anderer Stelle sucht oder bei Bildern die Bilderrückwärtssuche nutzt (Bilddatei per Drag and Drop in die google-Bilder-Suche ziehen).

Die meisten FakeNews kann man durch eine Anfrage bei Suchmaschinen entlarven. Wahre Nachrichten werden von mehreren Nachrichtenanbietern veröffentlicht, falsche Nachrichten nicht. Diese werden bei einer Suchmaschinenanfrage dann oft auch als falsch erkennbar, wenn man die ersten Treffer nach der Werbung anklickt.

6. Medienkompetenz in der Schule erwerben

Kinder und Jugendliche lernen, sich sicher im Internet zu bewegen, wenn sie zu Hause von den Eltern begleitet werden und es sich auch die Schulen und Lehrkräfte zur Aufgabe machen, Medienbildung zu betreiben. Mit dem Pilotversuch Digitale Schule der Zukunft soll dies unter anderem in die Wege geleitet werden. In dieser Hinsicht ist es bei der Digitalisierung eben nicht nur wichtig, die richtigen Apps und Programme zu bedienen, sondern sich sicher im Internet zu bewegen. Besondere Beachtung sollten im schulischen Kontext daher digitale Lernaufgaben erhalten: Wie muss eine Aufgabe konzipiert sein, dass Schüler:innen damit digital kompetent werden? Wie tickt die Welt da draußen und wie kann ich das zum Thema in meiner Unterrichtsstunde machen?

Für die Pilotschulen des genannten Pilotversuchs gibt es übrigens auch Elternmagazine zur Unterstützung. Sie können bestimmt auch für andere Eltern hilfreich sein.

Als Gesellschaft sollte es uns ein Anliegen sein, der Zukunft kritisch aber auch pragmatisch gegenüberzustehen. Daher ist es meinen Augen fahrlässig, Medienbildung und Digitale Bildung erst älteren Schüler:innen zugänglich zu machen. Sobald die Kids mit einem Smartphone in die Welt des Internets geschickt werden, braucht es eine Begleitung dazu. Denn einen Führerschein werden sie dazu nicht gemacht haben. Und vielleicht müssen auch wir Erwachsenen jeden Tag neu lernen, wie wir den Gefahren im Internet vorausschauend trotzen und dann die Chancen daraus besser nutzen können.

Sebastian Schmidt

Sebastian Schmidt

Sebastian Schmidt ist Lehrer an der Inge-Aicher-Scholl Realschule Neu-Ulm – Pfuhl für die Fächer, Mathematik, kath. Religionslehre und IT. Dort ist er in der erweiterten Schulleitung sowie u.a. als Systembetreuer, Teamleiter und im Schulentwicklungsteam tätig. Im Regierungsbezirk Schwaben ist er der informationstechnische Berater für Digitale Bildung (RS). Auf seinem Blog veröffentlicht er seine Erfahrungen rund um das Unterrichten mit digitalen Medien.

www.flippedmathe.de

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