Medienkompetenz„Fake News“ und Künstliche Intelligenz

Jeder von uns wird es schon einmal gemacht haben – „Viralen Nonsens“ aus dem Internet gefunden, weitergeleitet und auf die Reaktion seiner Bekannten gewartet. Was zunächst harmlos klingt, kann schnell zum Ernstfall werden. Nämlich dann, wenn das virtuelle Gegenüber den „Spaß“ nicht als solchen erkennt und dem Ganzen Glauben schenkt. Denn eines ist man im Netz nämlich nie – ein rein passiver Konsument. Schlimmstenfalls ist man einem Fake aufgesessen und hat durch dessen Verbreitung sogar aktiv an diesem mitgewirkt.

Woran erkennt man einen Fake?

Das ist nicht immer ganz leicht zu sagen, aber es gibt durchaus einige Indizien dafür, anhand derer man selbst relativ schnell checken kann, ob es sich bei einer Nachricht, einem Bild oder Videoclip um einen Fake handelt. So sind diese Falschmeldungen in der Regel darauf aus, absichtlich eine Täuschungsabsicht darzustellen. Dies gelingt meist, indem populäre Vorurteile bedient und Emotionen geweckt werden, damit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass User:innen die Inhalte weiterleiten. Oft sind mit den Fakes auch politische oder finanzielle Interessen verknüpft.

Gehört das Thema denn wirklich in die Schule?

Hier kann es aus meiner Sicht eigentlich keine zwei Meinungen geben. Jegliche Kompetenz, die wir unseren Schüler:innen für die zunehmend digitalisierte Welt vermitteln wollen, sollte auf inhaltlichen korrekten, gut recherchierten Fakten basieren. Die Vermittlung dessen kann auch spielerisch geschehen, indem man eine Unterrichtseinheit zu den zahlreichen Online-Games*, die man zum Thema „Fake News“ findet, durchführt. Oder man setzt das Material des BR-Angebots „so geht Medien!“ ein. Letztlich lässt sich quellenkritisches Handeln aber auch in vielen Fächern nebenbei umsetzen, wenn man z. B. im Deutschunterricht die Satire behandelt und deren Stilmittel analysiert. Dabei lässt sich feststellen, dass diese auch in „Fake News“ gerne genutzt werden. Bewusstes Lesen, souveränes Recherchieren und korrektes Zitieren sind Basiskompetenzen, die den Schüler:innen Fertigkeiten vermitteln, die über die nächste Schulaufgabe oder die nächste Abfrage deutlich hinaus gehen und einen höchst aktuellen Lebensweltbezug darstellen.

Und jetzt kommt auch noch die Künstliche Intelligenz hinzu?!?

Hätte ich diesen Artikel vor ein paar Monaten geschrieben, wäre ich an dieser Stelle mit der Thematik Fake News wohl fertig gewesen. Aber dann kam ChatGPT. Der Chatbot stellt derzeit vieles auf den Kopf und auch beim Thema „Fake News“ lässt sich jetzt schon sagen, dass derartige KI-Schreibtools wohl einen noch nicht komplett abschätzbaren Einfluss darauf haben werden. Probiert einfach einmal aus, ChatGPT einen Nachruf auf eine (fiktive) historische Persönlichkeit schreiben zu lassen. In Sekundenschnelle erhält man einen plausibel klingenden Text, über den auch Expertinnen und Experten stolpern könnten. 

Ebenso erstaunlich gut lassen sich „Fake-Mails“ erstellen, die schlimmstenfalls als Phishing-Angriffe genutzt werden können. Fun Fact: Mein schnell erstelltes Beispiel erkennt nicht einmal der vor kurzem online gestellte „Classifier“ von Open AI zweifelsfrei als KI-generierten Text (Zitat: „The classifier considers the text to be unclear if it is AI-generated“). Dass darüber dann auch Jugendliche stolpern können, liegt sicher auf der Hand. Ich halte dies für eine extrem wichtige Herausforderung, mit der sich gerade auch die Schule beschäftigen muss.

Eine vom dem KI-Tool erstellte
© https://chat.openai.com/chat„Fake-Mails“ könnten für Phishing-Angriffe genutzt werden.

Wie gehen wir damit sinnvoll an der Schule um?

An dieser Stelle können natürlich nur Vorschläge gemacht werden. Folgende Aspekte liegen mir aber besonders am Herzen:

1. Wir müssen dringend die Lesekompetenz unserer Schüler:innen stärken, nicht zuletzt damit sie sich selbst davor schützen können, auf Fakes hereinzufallen.

2. Dazu benötigen wir Werkzeuge und Strategien, wie man KI-generierte Texte erkennen oder überprüfen kann.

3. Um die Dimensionen des Themas zu begreifen, ist es notwendig ChatGPT im Unterricht zu thematisieren und mit derartigen Texten proaktiv umzugehen.

4. Außerdem ist zu erwarten, dass die KI-Anwendungen im Bereich der Bild- oder Stimmenbearbeitung schnell noch besser und allgemein zugänglich werden, was weitere, eventuell noch realistischere Fakes nach sich ziehen wird.

Das eher alte Thema Fake News wird uns 2023 – so meine Einschätzung – im KI-Gewand auf jeden Fall noch länger beschäftigen. Für mehr Informationen lohnt sich auch immer ein Blick in die neuesten eSessions und Veranstaltungen der ALP Dillingen, die sehr aktuelle Angebote bereithält, um Lehrkräfte „fakesicher“ durch das Schuljahr zu begleiten. 

An alle Lehrkräfte: Diskutieren Sie gerne mit mir - entweder auf Twitter oder gerne via mebis. Hier habe ich für Sie einen Fortbildungskurs angelegt, in den Sie sich gerne einschreiben können (Einschreibeschlüssel: eSession).
 

*Beispiele für Online-Games zum Thema "Fake News":

Kai Wörner

Kai Wörner

Kai Wörner unterrichtet an der Realschule am Europakanal in Erlangen. Er ist dort Seminarlehrer für Geschichte. Der von Digitalisierung begeisterte Lehrer freut sich auch über Kommentare und persönlichen Austausch zum Thema.

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