SchulsanitätsdienstJede Sekunde zählt – wie Schüler zu Ersthelfern werden!

Ob im Sportunterricht, bei Schulevents oder einfach nur in der Pause: Unfälle lassen sich im täglichen Schulbetrieb leider nur schwer vermeiden. Jedoch kann der Schulsanitätsdienst einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, den Betroffenen schnell und unmittelbar zu helfen, denn im Ernstfall kann jede Sekunde zählen. Doch wie wird man Schulsanitäter:in und welche Partner:innen begleiten Schulen beim Aufbau eines Schulsanitätsdienstes?
Warum es sich lohnt beim Schulsanitätsdienst mitzumachen?
Jede Woche ist ein Team aus drei ausgebildeten Schüler:innen im Einsatz. Ausgestattet mit Walkie-Talkies, werden die Einsatzkräfte bei einem Notfall sofort vom Sekretartiat benachrichtigt und begeben sich schnellstmöglich zum Unfallort. Dort können sie mit ihren erworbenen Fähigkeiten den Betroffenen helfen und informieren im schlimmsten Fall den Rettungsdienst. Diese praxisorientierte Aufgabe ist besonders reizvoll, denn die Mischung aus Verantwortungsbewusstsein und Teamwork fördert das Selbstbewusstsein und die Autonomie der Schüler:innen im Schulalltag.
Was ist der Schulsanitätsdienst?
Der Schulsanitätsdienst ist eine Initiative des Jugendrotkreuz mit dem Ziel, die Sicherheit von Schüler:innen und Lehrkräften zu gewährleisten. Interessierte Schulen werden dabei von den Hilfsorganisationen Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), Malteser Hilfsdienst (MHD), Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und dem Jugendrotkreuz (JRK) beim Aufbau und bei der Begleitung des Schulsanitätsdienstes professionell unterstützt.
Am Martin-Behaim-Gymnasium in Nürnberg wird der Schulsanitätsdienst zudem als Wahlkurs angeboten, welcher ab der 6. Klasse von interessierten Schüler:innen belegt werden kann. Diese werden vom Roten Kreuz in einem Kurs für den Ernstfall zu Erstelfer:innen ausgebildet und können mit genügend Erfahrung zu Jugendleiter:innen aufsteigen. Denn der Schulsanitätsdienst organisiert sich vom Dienstplan bis hin zu den wöchentlichen Trainings nahezu selbstständig, wodurch den Lehrkräften eine eher unterstützende Funktion zukommt.
Wie läuft es ab, wenn eine Schule einen Schulsanitätsdienst initiieren möchte?
Prinzipiell kann jede Schule einen Schulsanitätsdienst ins Leben rufen. Nach Absprache mit der Schulleitung braucht es eine Lehrkraft, welche das Projekt gemeinsam mit motivierten Schüler:innen koordiniert. An den meisten Schulen wird dies über eine ständige Arbeitsgemeinschaft (AG) gelöst, welche sich im Idealfall in regelmäßigen Abständen trifft. Durch Werbung, Events oder direkte Ansprache lassen sich relativ schnell interessierte Teilnehmer:innen für den Kurs finden, denn an Engagement fehlt es an den meisten Schulen nicht! Im Idealfall wird der Schulsanitätsdienst finanziell von der Schulleitung unterstützt, jedoch können Schulevents (Pausenverkauf etc.) dafür genutzt werden, um Gelder für eventuelle Anschaffungen zu sammeln.
Für den Schulalltag müssen sich alle beteiligten Personen auf ein gemeinsames Vorgehen bei Einsätzen einigen (Rettungskette/Ablauf bei Unfällen). Hierfür gibt es verschiedene Empfehlungen und Richtlinien, welche diverse Vor- und Nachteile mit sich bringen. Damit ein Einsatz im Notfall reibungslos funktioniert, ist ein einheitliches Vorgehen der gesamten Rettungskette unabdingbar, d. h. von der Schulleitung, über das Sekretariat bis hin zum Kollegium.

Wie läuft die Ausbildung ab?
Wir am MBG stehen in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendrotkreuz. Diese helfen uns möglichst viele Kursteilnehmer:innen zu Ersthelfer:innen und Jugendleiter:innen auszubilden. Die Ausbildung zum Ersthelfer umfasst neun Unterrichtseinheiten à 45 Minuten und ist ab dem 14. Lebensjahr möglich. Ähnlich wie für den Führerschein empfiehlt es sich, den Kurs spätestens nach zwei Jahren wieder aufzufrischen. Die Kosten werden dabei vollständig übernommen. Zudem unterstützt uns der JRK mit Übungsmaterial wie Mullbinden, Kompressen und weiterem Verbandsmaterial für die hausinternen Schulungen.
Unser Schulsanitätsdienst trifft sich regelmäßig, um verschiedenste Unfallszenarien aus dem Schulalltag zu üben. Dabei werden die Inhalte des Erste-Hilfe-Kurses wiederholt und vertieft: Wie verarzte ich eine offene Wunde, einen Bruch oder wie gehe ich mit einer ohnmächtigen Person um? Das sind Szenarien, welche Teilnehmer:innen im Schulalltag begegnen. Die Treffen werden von erfahrenen Schüler:innen angeleitet und von der Lehrkraft nach dem Prinzip der Peer-Education betreut. Dieses Konzept wurde von den Schüler:innen in der Vergangenheit sehr gut angenommen und stetig weiterentwickelt. Durch die verantwortungsvolle Aufgabe können sie sich besonders gut damit im Alltag identifizieren und haben das Gefühl, einen wertvollen Beitrag für die Schulgemeinschaft leisten zu können.
Der Schulsanitätsdienst ist sinnstiftend!
Der Schulsanitätsdienst ist an unserer Schule seit vielen Jahrzehnten ein fester Teil der Schulfamilie. Er weckt zum einen in den Schüler:innen das Potential zur Autonomie und Selbstverwirklichung und fördert die Teilhabe an einer verantwortungsvollen Aufgabe mit großem Mehrwert für die gesamte Schulgemeinschaft. Des Weiteren werden durch den Schulsanitätsdienst spielerisch und praxisnah erste Berührungspunkte für das medizinische Berufsfeld ermöglicht, was den Schüler:innen in ihrer beruflichen Zukunft eine Orientierungshilfe sein kann.
Zum anderen wird sehr geschätzt, dass die Schulsanitäter:innen bei jedem Schulevent integriert werden und dadurch ebenfalls die Lehrkräfte stark entlastet werden, welche oft als Aufsichtspersonen für eine Vielzahl von Schüler:innen verantwortlich sind. Durch die tolle Arbeit meiner Vorgängerin konnte ich ein spannendes und wichtiges Schulprojekt in diesem Schuljahr übernehmen, welches ich mit Freude gerne fortführen und stetig zugunsten der Schüler:innen weiter ausbauen möchte.

Simon Strohmaier
Seit Beendigung meines Referendariats unterrichte ich die Fächer Englisch, Deutsch als Zweitsprache (Ingym) und Sport am Martin-Behaim-Gymnasium in Nürnberg. In meiner Freizeit bin ich gerne sportlich in den Bergen aktiv, weswegen die Erste-Hilfe auch aus diesem Aspekt heraus für mich von großer Bedeutung ist. Des Weiteren liebe ich es zu reisen und habe dabei schon einige Situationen erlebt, in denen es wichtig war, einen kühlen Kopf zu bewahren. Den Sanitätsdienst leite ich erstmals seit diesem Schuljahr. Die Zusammenarbeit mit den Schüler:innen außerhalb des Unterrichts finde ich sehr motivierend, da die Teilnehmenden aus eigenem Interesse in den Sanidienst kommen und teilweise erstmals Selbstwirksamkeit erleben. Man weiß oft nicht, was einen erwartet und auf welche Ideen die Jugendlichen kommen, wenn man ihnen die nötige Zeit gibt sich zu entfalten. Es gibt einfach so viel zu entdecken, weswegen ich mit Zuversicht auf die kommenden Jahre im Sanidienst blicke.