Beruf(ung) Lehrer:inIm Einsatz für die Mittelschule

Karin und Sabine sind Mittelschullehrerinnen und haben zusammen den Instagram-Kanal lehramt.mittelschule ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, die Mittelschule und ihre Qualitäten stärker in den Fokus zu rücken und junge Leute für den Beruf Mittelschullehrkraft zu begeistern. Im Interview erzählen sie mehr über sich und ihren Kanal und wieso es als Lehrer:in an der Mittelschule besonders viel Spaß macht. 

Bild: Man sieht zwei Frauen die sich gegenseitig etwas auf ihrem Smartphone zeigen
© lehramt.mittelschuleFür Karin und Sabine ist es eine Herzensangelegenheit die Vorteile des Mittelschullehramts aufzuzeigen.

Karin: Hey, ich bin Karin, 30 Jahre alt und Lehrerin an einer Münchner Mittelschule. Bildung ist mein berufliches Lieblingsthema, weshalb ich zusätzlich zu meinem normalen Lehramtsstudium noch den Master „Schulmanagement und Qualitätsentwicklung“ studiert habe, mich gerne mit außerschulischen Partner:innen zum Starten von coolen Projekten vernetze oder mit Verlagen Unterrichtsmaterial entwickle. Mein Privatleben dreht sich ganz klassisch um meine Freundschaften und eine sportlich-künstlerisch oder entspannte „Me-Time“.

Sabine: Ich bin Sabine, 40 Jahre alt und Lehrerin an einer Münchner Mittelschule. Meine Schullaufbahn kreuzte für zwei Jahre die Hauptschule. Nach der Mittleren Reife auf der Wirtschaftsschule entschied ich mich für eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten. Dieser Beruf war spannend aber ich merkte früh, dass er mich nicht erfüllen würde. Um Klarheit zu bekommen entschied ich mich für ein Jahr als Au Pair in Amerika. Dort wurde mir schnell klar, dass ich studieren und in Zukunft mit Kindern und Jugendlichen arbeiten möchte. Zurück in Bayern, holte ich auf der BOS mein Abitur nach und studierte in Regensburg Lehramt für Mittelschulen. Mein großes Ziel: meinen zukünftigen Schüler:innen bei der Berufswahl helfen.

Um was geht es in eurem Account „lehramt.mittelschule“? 

Unser Instagram-Account „lehramt.mittelschule“ dreht sich rund um das Thema „Mittelschullehrer:in werden“. Der Account wurde ins Leben gerufen, um das Lehramt Mittelschule auf die innere Bildschirmfläche der Jugendlichen bringen zu können. Wir hoffen, dass sich unsere Leidenschaft für den Beruf überträgt und sich der/die ein oder andere dann vielleicht später für eine Karriere explizit im Lehramt Mittelschule entscheidet. Auf dem Kanal gibt es verschiedenste Beiträge:

  • Stories von Mittelschullehrkräften
  • Info-Posts
  • Interviews mit Schüler:innen
  • Projekte aus der Mittelschule
  • hilfreiche Guides
  • Reels, Fun und Musik

Und als Highlight: Direkte Beratung. Uns kann jede und jeder einfach eine DM (Direkt Message) schicken und wir helfen dann sehr gern weiter!
Der Account ist übrigens für alle da: Egal ob Schüler:in, Student:in, Elternteil, Kolleg:in oder auch einfach nur jemand, der Lust hat wieder etwas mehr ins Schulleben einzutauchen oder sich mit der Mittelschule im Allgemeinen zu beschäftigen.

Warum habt ihr euch für das Mittelschullehramt entschieden?

Karin: Mit 18 Jahren hatte ich zwar mein Abi in der Tasche, aber „was ich einmal werden wollte“, wusste ich noch gar nicht. Klar war nur – Lehramt wird es NICHT! Ich hatte weder dieses eine Lieblingsfach, noch fand ich Lehrkräfte sonderlich vogue und cool. Ich wusste nicht, wohin mit mir. Erst auf den zweiten Blick wurde mir klar, dass das Lehramt - explizit an der Mittelschule – genau mein Ding ist. Denn was mich schon immer bewegt hat, ist mein Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit, Empowerment und einem liebevollen und friedlichen gesamtgesellschaftlichen Miteinander. Meiner Meinung nach ist hierfür Bildung der Schlüssel zum Erfolg, denn Bildung schafft eine gemeinsame Basis. Und damit war für mich klar, ich werde dort Lehrerin, wo dieser Wert am dringendsten gebraucht wird: Ich werde Mittelschullehrerin!

Sabine: Als ich mit 16 Jahren eine Entscheidung treffen sollte, welche Ausbildung ich beginne, war ich sprichwörtlich LOST. Wir hatten keine Berufsberatung oder dergleichen. Da ich Schülerin einer Wirtschaftsschule war, wurde mir gesagt: „Mach doch was mit Büro“. Ich schrieb Bewerbungen in alle möglichen Bürorichtungen: damals noch Bürokauffrau, Industriekauffrau und Rechtsanwaltsfachangestellte. Letzteres wurde es dann. Glücklich war ich nie mit der Entscheidung. Ich wusste schon nach dem ersten Jahr, dass dies nicht mein Traumberuf ist. Durch das Jahr als Au Pair in Amerika wurde mir klar, dass ich anderen Jugendlichen gerne dabei helfen möchte ihren Weg zu finden. Gute Lehrer:innen hatte ich in meiner Schullaufbahn wenig, deshalb wollte ich eine gute Lehrerin werden, die ihre Schüler:innen in ihrem Leben unterstützt, ihnen zuhört und am besten noch ganz viel beibringt. Plötzlich war es mir klar: ich werde Mittelschullehrerin.

Eurer Meinung nach: Warum hat die Mittelschule in den Augen vieler Menschen so einen schlechten Ruf?

Das hat für uns vor allem dreierlei Ursachen:

Einerseits ist die Mittelschule in der Schullaufbahn eines jeden Schulkindes am Übertritt von der Grundschule an die weiterführende „die schlechteste Schule“, die Schule, auf die „man besser nicht“ gehen sollte. Dies hinterlässt mindestens unterbewusst bei unserer größten Zielgruppe, den Abiturient:innen der Gymnasien, ein negatives Image.

Daran schließt dann die zweite Ursache, dass viele Personen aus unserer Zielgruppe nie im echten Kontakt mit der Mittelschule waren und deswegen keinen Bezug zur Mittelschule, sie nicht auf ihrer „inneren Karte der Lehramtsberufe“ haben. Daraus resultiert ein Informations- und Erfahrungsmangel.

Drittens, hat gerade dieser, wenn dann oftmals einen negativen Anstrich, da die öffentliche Wahrnehmung eher die Nachteile und negativen Schlagzeilen der Mittelschule, als unsere Highlights und Stärken aufgreift.

Eure größte Herausforderung als Mittelschullehrerinnen?

Karin: Die beständige Professionalisierung und Erhöhung der Effizienz meines erzieherischen Handels im Classroom-Management und meiner Elternarbeit. Seit Beginn meines Referendariats kam ich zumeist gut mit Schüler:innen und den Eltern und Erziehungsberechtigten aus, jedoch lernt man in diesem Bereich wahrlich nicht aus und da gerade hierdurch positive Lern- und Entwicklungseffekte resultieren, liegt auf erzieherischen Themen mein Fokus der persönlichen Weiterbildung.

Sabine: Allen Schüler:innen gerecht zu werden. Nicht nur in der Entwicklung ihres Lernstandes, sondern auch der Persönlichkeitsentwicklung. Die Heterogenität hat was Wunderschönes an sich, aber es bringt auch die größten Herausforderungen mit sich. Mir ist es auch immer wichtig, dass die Schüler:innen gern in die Schule kommen und das Klassenzimmer ein vertrauter, gern gemochter Ort ist. Das ist nicht einfach, wenn man bedenkt, dass es zwischen den Schüler:innen oft Streitigkeiten gibt oder bei einigen Schul- bzw. Prüfungsangst vorliegt.

Drei gute Gründe, wieso man Mittelschullehrkraft werden sollte?

Erstens – das Klassenleiterprinzip an einer weiterführenden Schule! Wir lieben es, durch diesen engen Kontakt ernsthaft an der Werte- und Persönlichkeitsbildung unserer Schüler:innen mitwirken zu dürfen.

Zweitens – die Berufsorientierung: Wir lieben es, dass wir nicht nur ein Zeugnis zum Ende der Jahrgangsstufe 9 (oder 10) vergeben, sondern konsequent ab der siebten Klasse den Berufseintritt mit unseren Schüler:innen und deren Elternhäusern mitdenken.

Drittens – der Lehrplan: Wir lieben den an den wirklich praxisrelevanten und grundlegenden Lerninhalten orientierten Lehrplan der Mittelschule, dass wir Fächer im Verbund unterrichten und einen großen pädagogischen Freiraum zur Umsetzung eigener pädagogisch-didaktischer Schwerpunkte haben!

Sabine und Karin

Sabine und Karin

Karin und Sabine sind Mittelschullehrerinnen aus Leidenschaft und setzen sich auf Instagram mit ihrem Account "lehramt.mittelschule" mit viel Herzblut für das Mittelschullehramt ein.

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