Gesunde ErnährungGesund und lecker – das „Gesunde Frühstück“ am Gymnasium Fürstenried
Warum sollten wir Krankheiten behandeln, wenn wir viele von ihnen durch eine gesunde Lebensweise von Anfang an vermeiden können? Diese Frage gewinnt angesichts wachsender Gesundheitsprobleme bei Kindern und Jugendlichen zunehmend an Bedeutung. Eine ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige Bewegung sind entscheidende Faktoren für Prävention – und sollten deshalb auch im schulischen Alltag eine zentrale Rolle spielen.
Prävention beginnt beim Frühstück

Gesunde Ernährung ist mehr als die Aufnahme von Kalorien oder Vitaminen. Sie ist Grundlage für die körperliche und geistige Entwicklung junger Menschen – insbesondere in der Schule. Studien zeigen, dass ein gesunder Darm und damit ein intaktes Mikrobiom maßgeblich unser Immunsystem, unsere psychische Gesundheit und die Verhinderung diverser Autoimmunerkrankungen beeinflusst. Die Prävention von physischen und psychischen Krankheiten fängt also schon am Frühstückstisch an.
Die Realität sieht jedoch oft anders aus: Viele Kinder ernähren sich unausgewogen und das, obwohl die Eltern sogar teilweise der Meinung sind, auf eine gesunde Ernährung zu achten. Irreführende Lebensmittelkennzeichnungen (Nutri-Score), Werbebotschaften und ein unausgewogenes Angebot in Schulkiosken erschweren es Familien, bewusste Entscheidungen zu treffen. 30 verschiedene Obst- und Gemüsesorten (inklusive Samen, Nüssen etc.) sollten für ein gesundes Mikrobiom Darm wöchentlich verzehrt werden. Dies ist für viele Familien auch eine finanzielle Frage, sodass die Kinder zum Teil gezwungener Maßen mit einer einseitigen Ernährung aufwachsen und diese in ihr späteres Leben übernehmen.
Warum gerade Schulen gefordert sind
Die Schule ist ein zentraler Lebensort für Kinder und Jugendliche – und damit auch ein Ort, an dem Gesundheitsbildung praktisch erfahrbar sein sollte. Aus pädagogischer und gesundheitlicher Sicht sprechen viele Gründe dafür, Ernährungsthemen stärker in den Schulalltag zu integrieren:
- Wachstum und Entwicklung: Kinder benötigen eine zuverlässige Versorgung mit allen lebenswichtigen Nährstoffen – besonders während Wachstumsphasen.
- Leistungsfähigkeit im Schulalltag: Lernen ist ein energieintensiver Prozess. Eine Ernährung, die den Blutzuckerspiegel stabil hält, fördert Konzentration und Ausdauer.
- Prävention von Übergewicht und Folgeerkrankungen: Eine gesunde Lebensweise verringert nachweislich das Risiko für chronische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes.
- Esskultur erweitern: Kinder essen nur, was sie kennen. Schulen können helfen, neue Lebensmittel, Zubereitungsarten und eine bewusste Esskultur zu vermitteln.
Während meines Referendariats am Friedrich-List-Gymnasium in Gemünden lernte ich ein tolles Projekt meiner Betreuungslehrerin Frau Dr. Eleonore Hose kennen: das „Gesunde Frühstück“. Seitdem führe ich dieses Projekt jährlich an meiner Schule durch und es ist gewissermaßen das Leitbild für unsere Auszeichnung als „Gute gesunde Schule Bayern“.
Wie läuft das Projekt ab?

Schüler informieren Schüler

Die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe übernehmen die Rolle als Gesundheitsbotschafterinnen und -botschafter: In Kleingruppen informieren sie die Kinder der 5. Jahrgangsstufe über die wichtigsten Nährstoffe – von Proteinen über Vitamine bis hin zu Ballaststoffen. Nach einem spannenden Theorieteil inklusive Vorstellung des geplanten Frühstücksgerichts wird am zweiten Projekttag in der Mensa gemeinsam geschnippelt, gerührt und gekocht: gesunde Waffeln ohne Zuckerzusatz, Smoothies, selbstgebackenes Brot ohne Mehl, kreative Eiergerichte und vieles mehr – alles gesund, farbenfroh und lecker. Die Lebensmittel können wir dank der Unterstützung unseres Elternbeirats, größtenteils in Bioqualität einkaufen.
Nach der Zubereitung und Vorstellung aller Gerichte genießen alle gemeinsam das reichhaltige Buffet. Die Rückmeldungen sind bisher durchweg positiv – sowohl inhaltlich als auch kulinarisch: „Das Projekt war nicht nur eine tolle Idee, sondern hat auch sehr viel Spaß gemacht und man hat viel gelernt“, so eine Schülerin der 10. Klasse. Ziel des Projekts ist nicht nur die Vermittlung von Wissen über gesunde Ernährung, sondern auch der praktische Umgang mit Lebensmitteln und gemeinsames Arbeiten in der Küche – inklusive Aufräumen. Für mich zeigt dieses Projekt, dass Gesundheitsförderung praxisnah, schülerzentriert und motivierend gestaltet werden kann.
Einblicke vom „Gesunden Frühstück“ an unserer Schule gibt es im Video:

Wenn ihr euch durch unser Projekt inspiriert fühlt und ein ähnliches Projekt an eurer Schule starten möchtet, findet ihr hier ein paar Erfahrungstipps:
Tipps für Schulen: So gelingt ein gesundes Schulprojekt
- Fächerübergreifend denken
Das Thema Ernährung eignet sich ideal für eine Kombination aus Biologie, Hauswirtschaft, Ethik oder für verschiedene Projekte am Ende vom Schuljahr.
- Jahrgangsstufenübergreifend denken, Schulgemeinschaft fördern
Gesunde Ernährung kommt auf in verschiedenen Jahrgangsstufen im Lehrplan der einzelnen Schularten vor. Ältere Schülerinnen und Schüler können dabei als Mentorinnen und Mentoren für jüngere Kinder eingesetzt werden.
- Unterstützung nutzen
Beziehen Sie den Elternbeirat, das Mensa-Team oder lokale Biohöfe mit ein – z. B. für die Bereitstellung von Lebensmitteln oder Küchenräumen.
- Allergien abfragen
Eine Rückmeldung zu Allergien kann sehr hilfreich sein.
Viele potentielle Allergene lassen sich im Voraus durch den Kauf von Alternativen wie
z. B. laktosefreie Produkte, vermeiden.- Praktisches Lernen ermöglichen
Kochen, Schneiden, Präsentieren – praxisnahe Projekte fördern nicht nur Wissen, sondern auch Sozialkompetenz, Selbstwirksamkeit und Teamarbeit.
- Beachtung von Regionalität und Nachhaltigkeit
Gerichte hinsichtlich der Ökobilanz betrachten, auf Müllvermeidung beim Einkauf und am Kochtag achten.
- Vergleich mit Convience-Produkt
Aktive Auseinandersetzung mit Fertigprodukten im Vergleich zu einem selbst gekochten Gericht fördert die Überzeugung zum selbstständigen Kochen.
Fazit: Gesundheit ist Bildung
Die Vermittlung eines gesunden Lebensstils ist kein „Zusatzangebot“, sondern ein wesentlicher Bestandteil schulischer Bildung. Lehrkräfte, Schulverantwortliche und Eltern können gemeinsam dazu beitragen, dass Kinder die Bedeutung von Ernährung und natürlich auch Bewegung frühzeitig verstehen und gesunde Gewohnheiten entwickeln, die ein Leben lang tragen.

Judith Saur
Judith Saur unterrichtet Biologie und Chemie am Gymnasium Fürstenried in München und hat dort auch die Fachschaftsleitung für Biologie inne. Neben dem Projekt „Gesundes Frühstück“ hat sie im Schuljahr 2024/2025 einen gesunden Pausenverkauf namens „Bunker Brotzeit“ gestartet. Ihr Ziel ist es, die gesunde Ernährung der gesamten Schulfamilie zu verbessern.